Streiks, politische Forderungen und Todesopfer
Im VEB Werkzeugunion Steinbach-Hallenberg hatten bereits am 16. Juni sieben Arbeiter und Angestellte eine Resolution verfasst, die sie am 17. Juni anonym der Gewerkschaftsleitung übersandten. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ermittelte jedoch die Verfasser, der Betrieb entließ sie fristlos. Unbekannte setzten daraufhin am 20. Juni die DDR-Fahne im Werk auf Halbmast. In Schmalkalden streikten Teile der Belegschaft im VEB Universalwerk. Im VEB Ankerwerk versammelten sich etwa 500 Arbeiter und Angestellte zu einer Belegschaftsversammlung und verabschiedeten ebenfalls eine Resolution. Darin forderten sie unter anderem freie Wahlen und die Wiederherstellung der deutschen Einheit.
Resolutionen mit sozialen und politischen Forderungen wurden aus vielen weiteren Betrieben übermittelt, so etwa aus Sonneberg, Meiningen, Ilmenau, Neuhaus-Schierschnitz, Schmiedefeld und Hildburghausen. In Sonneberg versuchten aufgebrachte Bürger außerdem, politische Häftlinge zu befreien und zerstörten einige Fensterscheiben von HO-Geschäften. Die Befreiung der Gefangenen scheiterte jedoch, zwei Männer kamen dabei ums Leben. In der Bezirkshauptstadt Suhl kam es zwar zu kleineren Streikversuchen, die größeren Betriebe waren davon jedoch nicht betroffen. Dennoch zeigte sich der Bürgermeister von Suhl überzeugt, dass eine neue Regierung gewählt werden müsse. Dass sowjetische Truppen für ihren Machterhalt nötig seien, hätte die Unfähigkeit der Regierung bewiesen. Die Regierung blieb jedoch weiter im Amt, die sowjetischen Truppen verhinderten auch in Suhl Streiks und Demonstrationen.