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Regale im Stasi-Unterlagen-Archiv in Berlin

Bob Dylan 1987 in Ost-Berlin

Am 17. September 1987, während der 750-Jahr-Feier von Berlin, trat der amerikanische Musiker Bob Dylan im Ost-Berliner Treptower Park vor ca 100.000 Zuschauern auf. Die Stasi überwachte wie bei jedem Großereignis die Geschehnisse genau, achtete auf unliebsame Aktivitäten der eigenen Bevölkerung und leitete "Sicherungsmaßnahmen" ein.

Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der DDR: Bob Dylan spielt im Treptower Park in Ost-Berlin. Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) als Veranstalter hatte wenig Mühe, in kurzer Zeit 81.000 Karten für das Konzert zu verkaufen. Der Superstar, der wie kaum ein anderer die Popmusik seit den 60er Jahren beeinflusst hat, wurde auch von der Staatssicherheit unter die Lupe genommen.

„Unter heutiger Sicht hat er bei den gegenwärtig sich im jugendlichen Alter befindlichen Jahrgängen keine außergewöhnliche Resonanz“, schrieb die Stasi nüchtern über den Musiker aus Minnesota. Eher „ältere Jugendliche und Menschen mittleren Alters“ vermutete der Geheimdienst unter den Zuschauern. Ordentlich im Archiv abgelegt wurde die Akte mit der Bezeichnung HA XX 17578 übrigens unter dem Geburtsnamen Dylans, Robert Zimmerman.

Auf eine große politische Geste des Folk-Sängers warteten die Zuschauer am 17. September 1987 im Treptower Park allerdings vergebens. „Es ist davon auszugehen, dass Bob Dylan bei seinem Auftreten sich gegenüber dem Publikum und dem Veranstalter diszipliniert verhalten wird und bei seinem Auftritt keine negativen Emotionen zu erwarten sind“, schrieb die Stasi im Vorfeld des Konzerts.

Erste "Information" der Stasi über das Friedenskonzert der FDJ mit Bob Dylan in Ost-Berlin

In einer ersten "Information" fasst die Hauptabteilung XX die Rahmenbedingungen rund um das geplante Konzert mit Bob Dylan zusammen. Insbesondere "ältere Jugendliche und Menschen mittleren Alters" würden die Möglichkeit nutzen, so das MfS, den "sogenannten Altmeister des Rock" bei seinem "einmaligen Auftritt" in der DDR live zu sehen.

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Rapport des MdI nach dem Konzert von Bob Dylan in Ost-Berlin

Das Ministerium des Innern informierte die Stasi über den Erfolg der "Sicherungsmaßnahmen" rund um das Konzert. Aus Sicht des MdI kam es zu keinen "provokatorisch-demonstrativen Handlungen" durch die Konzertbesucher. Gegen sechs Personen wurden Ordnungsverfahren wegen "Störung des sozialistischen Zusammenlebens" und ein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung eingeleitet.

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