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MfS-Lexikon

Zaisser, Wilhelm

Synonym: Wilhelm Zaisser

20.06.1893 - 03.03.1958

Minister für Staatssicherheit

Wilhelm Zaisser wurde in Rotthausen bei Gelsenkirchen als Sohn eines Gendarmeriewachtmeisters geboren. Er absolvierte ein Lehrerseminar und arbeitete bis zum Kriegsausbruch als Volksschullehrer in Essen. 1914-1918 leistete er Militärdienst, ab 1916 als Leutnant. Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte er sich, zurückgekehrt in den Lehrerdienst, politisch, gehörte der KPD an. Während des Kapp-Putsches 1920 war er Mitglied der Zentralen Leitung der Roten Ruhrarmee in Essen. Im Januar 1921 verhaftet, wurde er durch das Militärsondergericht zu vier Monaten Gefängnis verurteilt und aus dem Schuldienst entlassen.

Ab 1921 war er Angestellter der KPD, gehörte 1922 der Bezirksleitung, dann der Reichsleitung der "Union der Hand- u. Kopfarbeiter" an. Ab August 1923 war er militärischer Leiter der KPD im Ruhrgebiet und 1923/24 Mitglied der KPD-Bezirksleitung Ruhrgebiet. In dieser Zeit besuchte er einen Lehrgang an der Militärschule in Moskau und wurde im Anschluss Leiter des Militärpolitischen Apparats der KPD im Bezirk Rheinland und Westfalen.

Für den sowjetischen Militärnachrichtendienst GRU war er 1925/26 in Marokko und Syrien im Einsatz, anschließend ein Jahr in Moskau. 1926/27 war er im zentralen Militärpolitischen Apparat der KPD in Berlin tätig. 1927-1930 war er für die GRU in China im Einsatz, kehrte nach Moskau zurück und war von 1930 bis 1932 Org.-Instrukteur des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale in der Tschechoslowakei.

1932 wurde er Mitglied der KPdSU. Von 1932 bis 1936 war er als Lehrer an der Militärpolitischen Schule in Bakowka (bei Moskau) tätig, zugleich auch als Lehrer an der Internationalen Lenin-Schule in Moskau. Unter dem Namen "General Gómez" war er von 1936 an zunächst militärischer Berater beim 5. Regiment der spanischen Volksarmee, dann Brigadegeneral der XIII. Internationalen Brigade im Bürgerkrieg. Im Juli 1937 wurde er in das Hauptquartier der Interbrigaden nach Albacete versetzt, war dort Leiter der Ausbildung und Lehrer, übernahm dann das Kommando über die Basis der gesamten internationalen Einheiten in Spanien.

1938 kehrte er nach Moskau zurück, arbeitete zunächst als Redakteur, dann als Chefredakteur der deutschen Sektion im Verlag für fremdsprachige Literatur. 1940 erhielt er die sowjetische Staatsbürgerschaft. 1941-1943 wurde er der politischen Hauptverwaltung der Roten Armee (GlawPURKKA) unterstellt. 1943-1947 war er Angestellter des ZK der KPdSU, gehörte ab 1943 einer Kommission des Politbüros der KPD an, die Richtlinien für die Nachkriegspolitik ausarbeitete, und arbeitete als Lehrer für Antifa Kurse.

1947 kehrte er nach Deutschland zurück, war 1948 Chef der Landesbehörde der Polizei Sachsen-Anhalt in Halle, 1948/49 Innenminister des Landes Sachsen und stellvertretender Ministerpräsident, sodann Vizepräsident der Deutschen Verwaltung des Innern. Er gehörte bis 1954 der Volkskammer und von 1950 bis Juli 1953 dem Politbüro des ZK der SED an. Mit Bildung des MfS wurde er dessen Minister. 1953 wurde er nach dem Aufstand vom 17. Juni wegen "parteifeindlichfraktioneller Tätigkeit" aus Politbüro und ZK ausgeschlossen und als Minister abgesetzt, im Januar 1954 erfolgte der Ausschluss aus der SED. Er arbeitete als Übersetzer und verstarb 1958 in Berlin.

Literatur

  • Otto, Wilfriede: Wilhelm Zaisser. Zwischen Parteibefehl und Bannbulle. In: Disput (1993)12.
  • Müller-Enbergs, Helmut: Wilhelm Zaisser (1893-1958). Vom königlich-preußischen Reserveoffizier zum ersten Chef des MfS. In: Krüger, Dieter; Wagner, Armin (Hg.): Konspiration als Beruf. Berlin 2003.

Helmut Müller-Enbergs

[Schwarz-weißes Lichtbild von Wilhelm Zaisser bei der 12. Volkskammersitzung.]