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Pressemitteilung

"Feind ist, wer anders denkt" auf Borkum

Wanderausstellung des BStU über die Staatssicherheit der DDR

Die Wanderausstellung "Feind ist, wer anders denkt" erreicht am 1. August auf der Nordseeinsel Borkum ihre 44. Station. Die Ausstellung dokumentiert Entstehung, Aufgaben und Methoden des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Sie erläutert, wie das MfS durch die Überwachung, Bespitzelung und Unterdrückung die Macht der Staatspartei SED sicherte. Im Vordergrund steht dabei das Schicksal der Menschen, die ins Visier der Staatssicherheit gerieten – in Ost und West.

Zwei Sondertafeln zeigen Geschichten von der Nordseeinsel Borkum und ihrer Umgebung, die in den Stasi-Unterlagen dokumentiert sind. Unter anderem geht es um Spitzel in Flüchtlingslagern auf der Insel und auf dem Festland, um ein Schiffsunglück und seine Folgen sowie eine Forschungsplattform in der Nordsee. Zwei weitere Module erinnern an die Friedliche Revolution vor 25 Jahren.

Eröffnung

1. August 2014, 18.00 Uhr

Gitta Connemann, Bundestagsabgeordnete Wahlkreis Unterems

Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen (BStU)

Georg Lübben, Bürgermeister

Göran Sell, Geschäftsführer Wirtschaftsbetriebe der Stadt Borkum GmbH

Ort

Kulturinsel Borkum, Goethestr. 25, 26757 Borkum

Öffnungszeiten

1. August bis 25. August 2014

täglich 10.00 bis 20. 00 Uhr

Begleitprogramm

15. August 2014, 18.00 Uhr

Filmvorführung und Gespräch: „Das Leben der Anderen“, Dr. Henrik Bispinck, BStU

Der Eintritt ist frei.

Elmar Kramer, Stellvertretender Pressesprecher 

Hintergrundinformationen zu Borkum und Umgebung

Zahlen zur Akteneinsicht bei der Stasi-Unterlagen-Behörde (1991 bis Mai 2014)

Anträge gesamt aus Niedersachsen: 61.211

darunter persönliche Akteneinsicht / Kopienausgabe: 45.477

Anträge gesamt aus Borkum: 9

darunter persönliche Akteneinsicht / Kopienausgabe: 8

Im Visier der Stasi: Borkum und seine Umgebung

In den 50er Jahren gab es für DDR-Flüchtlinge auch in Niedersachsen Flüchtlingslager, unter anderem auf Borkum, in Emden und Aurich. Auf Borkum befand sich das Lager in einer früheren Kaserne, in der heute die Jugendherberge beheimatet ist. In einem sogenannten Objektvorgang sammelte die Stasi Informationen zu den Standorten und leitete Maßnahmen zur Beobachtung der Geflohenen ein.

Ziel der Stasi war es, durch "die Veröffentlichung zahlreicher Informationen über das Flüchtlingselend in Westdeutschland und über die Ausnutzung der Republikflüchtigen für verbrecherische Ziele durch den Gegner" die DDR-Bevölkerung von einer Flucht abzuhalten. Dazu sind in Borkum und Umgebung auch Geheime Informatoren und Inoffizielle Mitarbeiter im Einsatz gewesen, darunter ein Mann, der zuvor für einen Emdener Wach- und Sicherheitsdienst gearbeitet hatte.

Dokument: Übersichtsplan zum Flüchtlingslager

Ein Schiffsunglück während eines Orkans um Januar 1976 führte für die Staatssicherheit zu einem umfangreichen Einsatz vor Ort. Die MS "Capella" der Rostocker Deutfracht Seereederei war zwischen Borkum und Schiermonnikoog gesunken, alle elf Besatzungsmitglieder starben. Die Stasi war nah dran. Tauchereinsätze einer Wilhelmshavener Firma und der Streit zwischen deutschen und niederländischen Behörden beim Versuch der Bergung werden in ihren Unterlagen detailliert beschrieben.

Besonderes Interesse rief bei der Stasi eine westdeutsche Forschungsplattform in der Nordsee hervor. 1987 wurde im Rahmen einer "maritimen politisch-operativen Aktion", also der Fahrt eines DDR-Schiffes, das verschiedene Funkstrecken entdecken und knacken sollte, auch die Plattform ausgekundschaftet. Außerdem gelang es der Stasi, durch das Abhören von Telefongesprächen aus dem Richtfunknetz des NATO-Oberkommandos, innerhalb weniger Tage 400 Gespräche mit 200 Personen und 50 Dienststellen abzuhören.

Kontakt zur Pressestelle

Elmar Kramer, Stellv. Pressesprecher

Pressesprecher

Elmar Kramer

Telefon: 030 18 665-7181
E-Mail: elmar.kramer@bundesarchiv.de