Am Abend des 7. Mai gab der Vorsitzende der Wahlkommission, Egon Krenz, das offizielle Wahlergebnis bekannt. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei knapp 99 Prozent und der Anteil der Gegenstimmen bei ca. ein Prozent. Dies deckte sich in keiner Weise mit den Ergebnissen der BeobachterBeobachter
Für operative Beobachtungen speziell geschulte Mitarbeiter, die vorwiegend von der Hauptabteilung...
bei den Stimmenauszählungen. Der Verdacht der flächendeckenden Wahlfälschung war erhärtet. Durch die Veröffentlichungen der Zahl der Gegenstimmen in den einzelnen Wahlkreisen konnte sogar der Beweis erbracht werden. Die sich am gefälschten Wahlergebnis entzündete Empörung mündete in immer weitere Protestaktionen, denen der SED-Staat und dessen "Schild und Schwert", die Stasi, immer hilfloser gegenüberstanden. Sie kulminierten schließlich in den Ereignissen des Herbstes 1989, die das Ende der DDR einleiteten.
Die Broschüren zeigen die Aufgaben der Stasi im Zusammenhang mit der Wahl. Sie beleuchten die Facetten, Formen und Akteure des Protests im Vorfeld. Stimmungsberichte und Lageeinschätzungen vermitteln ein Bild von den gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen. Die Dokumente geben die Ereignisse am Wahltag wieder. Sie geben einen Einblick vom Ablauf der Wahlen und die Stimmauszählung. Es sind Quellen abgedruckt, die die Ereignisse nach den Wahlen - den Protest gegen die Manipulation - dokumentieren. Verschiedene Berichte zeigen, wie die Stasi die "Maßnahmen feindlich negativer Kräfte" registrierte und den Kreis der Nichtwähler analysierte. In überlieferten Auswertungsberichten der Stasi wird das Wahlverhalten in den Bezirken analysiert. Sie spiegeln das Stimmungs- und Meinungsbild bis in die Wahlgremien hinein wider.
Die Dokumente beider Broschüren sollen verdeutlichen, dass freie und geheime Wahlen keineswegs eine Selbstverständlichkeit sind. Sie sind eine Errungenschaft mutiger Bürgerinnen und Bürger, die für das Recht auf freie Wahlen und demokratische Mitbestimmung eintraten. Mit diesem Mut, mit Entschlossenheit, Kraft und dem Willen zur Veränderung überwanden die Menschen im Herbst 1989 ein diktatorisches System, welches die Menschenrechte mit Füßen trat. Damit war der Weg geebnet für die ersten freien Wahlen im Jahr 1990.
Die Broschüren stehen hier zum Download bereit:
Broschüre "Kommunalwahlfälschung am 7. Mai 1989 in den ehemaligen Bezirken Rostock, Schwerin, Neubrandenburg" (PDF, 17MB, Datei ist barrierefrei ⁄ barrierearm) (PDF, 16.74 MB, Datei ist nicht barrierefrei ⁄ barrierearm)
Broschüre "Kommunalwahlfälschung am 7. Mai 1989 in den ehemaligen DDR-Bezirken Dresden, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und Leipzig" (PDF, 12MB, Datei ist barrierefrei ⁄ barrierearm) (PDF, 11.80 MB, Datei ist nicht barrierefrei ⁄ barrierearm)
Mediathek: Demonstration gegen die Wahlfälschung
Videobeobachtungen der Stasi vom 7. September 1989 auf dem Alexanderplatz. Sicherheitskräfte verhinderten eine Demonstration von Bürgerrechtlern gegen die Wahlfälschung.
Fest installierte Kameras auf den Hochhäusern und mehrere Kamerateams hielten das Geschehen rund um die Weltzeituhr fest, ohne dass die Besucher des Alexanderplatzes davon etwas ahnen konnten. In den Fokus der Stasi-Mitarbeiter geriet auch ein westdeutsches Kamerateam, das von einem Parkplatz aus versuchte, die Geschehnisse auf dem Alexanderplatz festzuhalten. Darüber hinaus zeigt das Video Personenkontrollen durch die Volkspolizei und durch Zivilpersonen. Die Kameras der Stasi filmten auch die Festnahmen von vermeintlichen Demonstranten.