Die Staatssicherheit wurde im Zuge der demokratischen Revolution aufgrund politischer Entscheidungen aufgelöst; zugleich ist sie auch im Innern zerfallen, unter dem Druck der gesellschaftlichen Protestbewegung und wegen des Niedergangs der SED. Die wichtigsten Etappen waren ein Auflösungsbeschluss des Zentralen Runden Tisches, eine entsprechende Entscheidung des Ministerrates und ein weiterer Ministerratsbeschluss vom 13.01.1990, auch auf die Einrichtung von Nachfolgediensten zu verzichten.
Erste Anzeichen für die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit waren zu Beginn des Novembers 1989 zu beobachten, als auf Weisung des Ministers mit der Auslagerung von Unterlagen aus den Kreisdienststellen begonnen wurde. Befürchtet wurde, die Dienststellen könnten von Demonstranten gestürmt werden und die Akten in falsche Hände fallen. Vielerorts wurde das als Signal betrachtet, diese Beweisstücke gleich ganz zu vernichten.
Als die Planung von Nachfolgediensten bekannt wurde, kam es zu einer neuerlichen Protestwelle und zu heftigen Debatten am Runden Tisch. Auch die Koalitionsregierung drohte zu zerfallen. Schließlich traf am 13.01.1990 der Ministerrat die Entscheidung, das AfNS ersatzlos abzuschaffen. Praktischer Nachdruck wurde dem zwei Tage später verliehen, als auf Initiative der regionalen Bürgerkomitees die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg besetzt wurde.
Am 08.02. wurde die Auflösung der Staatssicherheit drei zivilen Regierungsbeauftragten unterstellt, davon zwei Vertreter des Zentralen Runden Tisches. Zugleich wurde ein staatliches Komitee zur Auflösung des ehemaligen AfNS eingerichtet, dem sowohl ehemalige Stasi-Angehörige wie auch Bürgerrechtler angehörten.
Die Anweisung, auch die letzten inoffiziellen Mitarbeiter "abzuschalten", war am 12.01. erteilt worden. Die ersten hauptamtlichen Mitarbeiter waren bereits im November entlassen worden. Noch am 15.01. umfasste der Apparat aber die Mehrheit der Mitarbeiter, knapp 60.000, von denen 22.500 zu anderen staatlichen Stellen versetzt werden sollten. Sie wurden nun alle bis zum 31.03. entlassen. Eine Ausnahme gab es für gut 200 Mitarbeiter der Hauptverwaltung A (HV AHauptverwaltung A
Spionageabteilung des MfS, deren Bezeichnung sich an die der Spionageabteilung des KGB, 1....
). Da der Spionageabteilung die Erlaubnis erteilt worden war, sich in Eigenregie aufzulösen, wurden ihnen noch drei weitere Monate eingeräumt, ihr Werk abzuschließen.
Literatur
- Gill, David; Schröter, Ulrich: Das Ministerium für StaatssicherheitMinisterium für Staatssicherheit
Das Ministerium für Staatssicherheit (umgangssprachlich oft kurz "Stasi") war politische...
. Anatomie des Mielke-Imperiums. Berlin 1991. - Süß, Walter: Staatssicherheit am Ende. Berlin 1999.
- derselbe: Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR. Geschichte der Staatssicherheit (MfS-Handbuch). Berlin 2009.
Walter Süß