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Pressemitteilung

Profiteur der Krise. Staatssicherheit und Planwirtschaft im Chemierevier der DDR 1971-1989

Neue BStU-Publikation erschienen

Was genau ist eigentlich typisch für die DDR? Im öffentlichen Bild von der verschwundenen SED-Diktatur haben sich u.a. die veralteten Industriestätten und der überdimensionierte Überwachungsapparat des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) besonders markant eingeprägt. Die Verbindungen dieser beiden oft getrennt betrachteten Komplexe – Wirtschaft und Staatssicherheit – zu untersuchen, dieser Aufgabe hat sich der neue Band "Profiteur der Krise" von Dr. Mark Schiefer aus der Forschungsabteilung des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) gestellt.

Was die Stasi in den Industriebetrieben genau machte und welche Auswirkungen das hatte, untersucht die Studie am Beispiel der drei Chemiekombinate Leuna, Buna und Bitterfeld im Bezirk Halle. Sie zeigt, wie das MfS im Laufe der Jahre weit über ihre geheimpolizeilichen Kernaufgaben hinauswuchs: Neben der Verfolgung politischer Straftaten unternahm sie auch den Versuch, technische Störfälle aufzuklären, das Chaos auf dem Werksgelände einzudämmen und westliche Anlagenimporte zu überwachen.

Mark Schiefer erklärt diesen Bedeutungszuwachs mit der ökonomischen Überforderung der DDR seit Beginn der 1970er-Jahre. Die Chemiekombinate waren dabei besonders von der Krise betroffen: Arbeitskräfteverluste, schwere Havarien und chronische Planrück-stände gehörten hier zum Arbeitsalltag. Anhand umfassender Fallbeispiele zeigt die Studie, wie das MfS auf all diese Probleme stets mit disziplinarischem Druck und zusätzlicher Überwachung reagierte, ohne dabei praktische Hilfe anzubieten. Auch wenn diese oft starre Reaktionsweise die Betriebe weiter schwächte, vertraute die SED-Führung bis zuletzt auf das MfS als festen Bestandteil ihrer ökonomischen Krisenpolitik.

Mark Schiefer:
Profiteur der Krise
Staatssicherheit und Planwirtschaft im Chemierevier der DDR 1971–1989
1. Auflage 2018
483 Seiten mit 8 Abb. gebunden
ISBN 978-3-525-31061-8
Vandenhoeck & Ruprecht
Band 52 aus der Reihe "Analysen und Dokumente"

Rezensionsexemplare sind über die Pressestelle erhältlich.

Dagmar Hovestädt, Pressesprecherin BStU

Kontakt zur Pressestelle

Elmar Kramer, Stellv. Pressesprecher

Pressesprecher

Elmar Kramer

Telefon: 030 18 665-7181
E-Mail: elmar.kramer@bundesarchiv.de